11. September 2021 – fragt uns solange es noch geht:

https://hl-journal.de/geschichte-darf-nicht-vergessen-gehen/

Vortrag über den Lebenslauf von Esther Bejarano im Rahmen der Veranstaltung „Fragt uns, solange wir noch da
sind“ von Wir sind mehr – gegen Rassismus für Demokratie und Toleranz Limburg Weilburg e.V. am 11.09.2021
geschrieben und vorgetragen von Clarissa Zohner



Wer war Esther Bejarano?

Heute nehmen mir euch mit auf eine Reise. Eine emotionale Reise von 1924 bis heute. Wir nehmen euch mit in eine Zeit, in der Rechtsextremismus & Ausgrenzung auf der Tagesordnung stand – und wir stellen euch eine Frau vor, die
sich bis zu Letzt stark gemacht hat, damit sowas NIE WIEDER passiert.

„Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.“

Esther Bejarano wird als Esther Loewy 1924 in Saarlouis geboren. Als jüngste Tochter einer musikalischen Familie mit
vier Kindern hat sie, ihrer Stimme nach, ein schönes und unbeschwertes Leben. Sie lernt Klavier spielen, war stets munter und zufrieden und hat viele Freund*innen.

Bis 1933 ihre heile Welt aus den Fugen gerät. Die Nazis kommen an die Macht und die Lage für Juden und Jüdinnen
in Deutschland verschärft sich. Zu dieser Zeit wohnt die Familie schon in Saarbrücken, wo ihr
Vater als Oberkantor arbeitet und als Lehrer für jüdische Religion unterrichtet. Schon bald muss Esther die christliche
Schule verlassen und auf eine jüdische Schule wechseln. Vieleihrer christlichen Freund*innen wollen und dürfen nun nicht mehr mit ihr zusammen sein. Schon früh erfährt Esther und andere jüdische Kinder den antisemitischen Hass an eigenem Leib.

Die Lage in Deutschland spitze sich weiter zu.

Ihr Vater, der sich selbst als deutscher Patriot bezeichnet und im ersten Weltkrieg kämpfte, glaubt lange Zeit nicht, dass
seiner Familie was Schlimmes passieren wird. Schließlich hat er für Deutschland als Frontsoldat gedient und das Eiserne
Kreuz erhalten. Doch auch er muss erfahren, dass unter Hitlers Diktatur keine Ausnahmen gelten. Er will zusammen
mit Esther und seiner Frau nach Zürich auswandern. Da er dort als „Halbjude“ keinen Job findet, zieht die Familie in ihre
neue Heimat Ulm.

Esthers Geschwister wandern zwischen 1937 und 1939 aus: In die USA und nach Palästina. Das Geld der Familie reicht nicht aus, um gemeinsam auszureisen und so wechselt Esther, nach der Schließung ihrer Schule, auf die Volksschule, wo ihr Vater lehrt. Da dies zu innerfamiliären Diskrepanzen führt, geht Esther nach Berlin. Von dort aus kommt Esther 1941 in ein von Zionisten betriebenes Auswanderungslager. Dort will sie sich auf Palästina vorbereiten, doch die Nazis schließen alle Lager und der Kriegsbeginn verhindert ihre Ausreise.